Sie war am Boden zerstört. Er hatte ihr doch vor ein paar Tagen noch gesagt, er würde sie lieben, und das auch noch auf Französisch: Der schönsten Sprache der Welt, wie sie fand.
Nun lag sie ungläubig auf dem Holzboden der Veranda und starrte einfach in die Luft... Die Tränen stiegen langsam in ihr auf.
Eine Locke ihres langen, roten Haares wehte im Wind in ihr Gesicht und kitzelte sie. Sie bemerkte es gleichgültig und strich sich die Locke aus dem Gesicht.
Falsches Spiel! Pah! Ein falsches Spiel hat er mir vorgeworfen. Aber vor drei Tagen war meine selbstgemachte Schokoladensuppe mit Kokosplätzchen eine der liebenswertesten Besonderheiten an mir.
Wie kommt er nur darauf, mir ein falsches Spiel vorzuwerfen?
Vor sieben Monaten war das der schönste und magischste Moment ihres Lebens gewesen - diese vollkommen unerwartete Begegnung mit Jerôme.
Sie hatten sich in einem Café kennengelernt - ihrem Lieblingscafé, das direkt neben der Bibliothek war, wo sie allerdings die meiste Zeit ihrer freien Nachmittage verbrachte.
Lesen war auch Jerômes Leidenschaft. Deswegen verstanden sie sich auch so schnell so gut!
Sie hatten sich sogar manchmal nachts heimlich getroffen nur um gemeinsam dasselbe Buch lesen - und vorlesen - zu können.
Doch nun ist alles vorbei - keine heimlichen Nachtschichten mit gemeinsamen Lesen mehr, keine Plaudereien in Café mehr, keine Schokoladensuppe mit Kokosplätzchen mehr... weder für ihn noch für mich!
Ist es das, was er will?
Oder hat seine Mutter da wieder ihre Finger im Spiel?
Sie war schon von Anfang an gegen mich gewesen.
Sie konnte mich nicht leiden wegen meiner himmelblauen Augen. Und weil er anfing mehr Zeit mit mir zu verbringen, als mit ihr.
Ich muss ihn noch ein letztes Mal sehen! Ich muss ihm die Herzensfrage stellen!
Untätig hier herumliegen bringt mir nichts!
Sie stand auf und fing an zu laufen...
Sie lief so schnell sie konnte - vorbei an dem bellenden Hund, vorbei an den fahrenden Autos, sie lief so lange, bis sie endlich bei ihm ankam.
Ihr Herz pochte in ihren Ohren und ihre Hände zitterten.
Sie klingelte.
Schritte.
Die Tür ging auf und seine Mutter stand vor ihr mit Tränen in den Augen:
"Da bist du ja endlich!" schluchzte sie.
"W...w...was?" stotterte ich erschrocken und ungläubig zugleich.
Woher wusste sie, dass ich herkommen wollte?
"Komm rein, bitte, Lynn, komm herein, er wartet doch auf dich!"
Langsam ging Lynn durch die Tür, sie war schon oft hier gewesen, bei ihm, doch diesmal war es anders, es kam ihr alles mit einem Mal so fremd vor, ja sogar bedrohlich.
Dann sah sie ihn - auf dem Küchentisch sitzend, mit seinen Fingern nervös spielend und sie dabei schräg anlächelnd....
The picture is from the movie: "Lovely Bones" (Peter Jackson) --- "In meinem Himmel"
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http://www.movie-village.com/wp-content/uploads/2009/12/In-meinem-Himmel-Szenenbild-3.jpg
